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Wildbienen

In der Schweiz sind rund 620 Wildbienenarten heimisch – von der winzigen Maskenbiene bis zur grossen Hummel. Fast 45 % dieser Arten gelten als gefährdet oder sind bereits ausgestorben. Weitere 10 % der Wildbienenarten sind potenziell gefährdet.

Der Naturschutzverein Holderbank setzt sich aktiv für den Schutz und die Förderung von Wildbienen ein. Aktuell dürfte vor allem die Absperrung am Hinterwasserkanal als Massnahme zum Schutz der dort im Boden nistenden Wildbienen auffallen. Daneben arbeiten wir an weiteren Projekten zur Schaffung und Erhaltung von Nistplätzen.

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Rund 620 Wildbienenarten sind in der Schweiz heimisch.

gefährdet oder ausgestorben
45%

Absperrung zum Schutz der Niststrukturen am Hinterwasserkanal

Neben der Fussgängerbrücke beim Hinterwasserkanal haben wir in Absprache mit BirdLife Aargau eine Absperrung errichtet, um die dort im Boden nistenden Wildbienen zu schützen.

Die Absperrung dient dem Schutz der empfindlichen Niststrukturen vor Trittschäden, Verdichtung oder mechanischen Störungen, welche zur Zerstörung ganzer Populationen führen können.

Bitte helft mit, diesen wichtigen Lebensraum zu erhalten:

  • Respektiert bitte die Absperrung.
  • Verlasst den Weg bitte an dieser Stelle nicht.
  • Führt eure Hunde bitte an der Leine.

Wenn ihr an den Bach möchtet: Einige Meter in Richtung Schinznach-Bad findet ihr eine weitere sehr gut zugängliche Stelle.

Wildbienen – die «anderen» Bienen

Text: Natur Umwelt Wissen GmbH, Manuela Di Giulio, Andreas Müller – aus der Broschüre «Blumenreiche Lebensräume und Wildbienen im Siedlungsgebiet» © BirdLife Schweiz, Zürich, Oktober 2023

Bienen sind vegetarische Wespen. Zu einer Zeit, als Dinosaurier noch unsere Erde bevölkerten, begannen gewisse Wespen, ihre Larven mit Pollen und Nektar zu füttern – die Bienen waren geboren! Bienen sind neben den artenarmen Pollenwespen die einzigen Blütenbesucher, welche die Blütenprodukte nicht nur für die eigene Ernährung, sondern auch für ihre Fortpflanzung benötigen. Da sie deshalb besonders häufig Blüten besuchen müssen, sind sie die wichtigsten Bestäuber unter den Insekten.

Hoher Artenreichtum

Zwischen 20’000 und 30’000 Bienenarten kommen weltweit vor, in Europa leben über 2’000 Arten und in der Schweiz wurden bisher knapp 620 Arten nachgewiesen. Diesen hohen Artenzahlen entspricht eine beeindruckende Vielfalt an Grössen, Aussehen und Lebensweisen, die sich wiederum in den Namen der verschiedenen Bienengattungen widerspiegelt: Maskenbiene, Zottelbiene, Blattschneiderbiene, Mörtelbiene, Wollbiene, Wespenbiene, Schmuckbiene und viele weitere.

Solitäre Lebensweise

Mit Ausnahme der Honigbiene, die in Mitteleuropa nicht mehr wild vorkommt, werden alle «anderen» Bienen einschliesslich der Hummeln als Wildbienen bezeichnet. Da die meisten Wildbienen solitär leben, werden sie häufig auch Solitär- oder Einsiedlerbienen genannt. Ein kleiner Prozentsatz unter ihnen sind staatenbildende Arten, z.B. die Hummeln oder gewisse Furchenbienen.

Wichtige Bestäuber

Die Bedeutung der Wildbienen als Bestäuber wurde lange unterschätzt. Wildbestäuber und darunter vor allem Wildbienen und Schwebfliegen können in landwirtschaftlichen Kulturen bis zu zwei Drittel der gesamten Bestäubungsleistung abdecken und auch dann den Fruchtansatz erhöhen, wenn die Honigbiene häufig ist. Tatsächlich haben Wildbienen dank ihrer grossen Artenvielfalt eine Reihe von Vorteilen gegenüber der Honigbiene: so fliegen gewisse Wildbienen auch bei schlechtem Wetter, andere bestäuben Blüten, die von der Honigbiene nicht besucht werden. Mauerbienen sind um ein Vielfaches effizienter im Bestäuben von Obst als die Honigbiene.

Für die sichere Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen braucht es deshalb nicht nur die Honigbiene, sondern auch eine arten- und individuenreiche Wildbienenfauna. So belegen mehrere Studien, dass der Anteil erfolgreich bestäubter Blüten einer Pflanzenart desto höher ist, je mehr verschiedene Bienenarten die Blüten besuchen.

Wildbienen sind anspruchsvoll

Wildbienen sind auf Gedeih und Verderb von zwei Hauptressourcen abhängig: Blüten für die eigene Ernährung beziehungsweise für die Ernährung ihrer Larven und Kleinstrukturen für die Anlage ihrer Nester.

Spezifische Nahrungspflanzen…

Rund 46 % aller nestbauenden Wildbienenarten Mitteleuropas sind streng spezialisiert. Sie können den Pollen für die Ernährung ihrer Larven nur auf den Blüten einer einzigen Pflanzenfamilie oder gar nur einer einzigen Pflanzengattung sammeln. Für diese Spezialisten braucht es allein in Mitteleuropa Pflanzenarten aus 20 verschiedenen Familien und 28 verschiedenen Gattungen!

… in genügender Menge

Für die Fortpflanzung brauchen Wildbienen enorme Pollenmengen. So benötigt ein Weibchen der Schwarzen Mörtelbiene den gesamten Pollengehalt von über 1100 Blüten der Esparsette, um einen einzigen Nachkommen zu erzeugen, und für das Überleben einer Population von fünfzig Weibchen der Knautien-Sandbiene sind Jahr für Jahr 930 Pflanzen der Feld-Witwenblume notwendig!

Nistplätze

Jede Wildbienenart hat spezifische Ansprüche an ihren Nistplatz. Für den Bau der Nester graben sich die einzelnen Arten Gänge in lückig bewachsenen Boden, morsches Holz oder markhaltige Pflanzenstängel. Sie besiedeln bestehende Hohlräume wie Käferfrassgänge in Totholz, hohle Pflanzenstängel, Erd-, Fels- und Mauerspalten, leere Schneckengehäuse, oder bauen Nester frei an Steinen oder Halmen.

Geringe Distanzen zwischen Nahrungspflanzen und Nistplätzen

Für die Verproviantierung ihrer Brutzellen müssen die Bienenweibchen vielfach zwischen Nest und Nahrungspflanzen hin- und herfliegen. Die Natternkopf-Mauerbiene zum Beispiel braucht über 40 Sammelflüge, um eine einzige Brutzelle zu verproviantieren. Verlängern sich die Sammelflugdistanzen, verringert sich nicht nur die Anzahl verproviantierter Brutzellen, weil die Bienenweibchen mehr Zeit für die Nahrungsflüge brauchen, sondern es erhöht sich auch die Sterblichkeit der Larven, weil die Nester länger unbewacht sind und dadurch mit grösserer Wahrscheinlichkeit parasitiert werden. Bei der Luzerne-Blattschneiderbiene führte eine Zunahme der Distanz zwischen Nest und Nahrungsquellen um nur 150 m dazu, dass 74 % weniger Nachkommen aus den Nestern schlüpfen! Geringe Distanzen zwischen Nest und Nahrungspflanzen von maximal 200–300 m sind für die Wildbienen deshalb essentiell.

Zusammengefasst benötigen Wildbienen…

  • ein vielfältiges, grosses und kontinuierliches Angebot an Blüten,
  • ein grosses und vielfältiges Angebot an Kleinstrukturen,
  • geringe Distanzen zwischen Nest und Futterpflanzen.

Aufgrund dieser hohen Ansprüche an das Ressourcenangebot und die Kleinräumigkeit ihrer Lebensräume erstaunt es nicht, dass der Prozentsatz an gefährdeten Arten unter den Wildbienen besonders hoch ist. In Mitteleuropa stehen je nach Land und Region zwischen 38 und 68 % aller Arten auf den aktuellen Roten Listen, in der Schweiz sind es 45 %.

BirdLife-Material

Auf der BirdLife-Website findest du zahlreiche Informationen und Materialien zum Thema Natur im Siedlungsraum sowie Bauanleitungen für Nisthilfen und Kleinstrukturen.

Weiterführende Informationen: